Patina – Oldtimer zwischen toprestauriert und Scheunenfund

Patina – Oldtimer zwischen toprestauriert und Scheunenfund

Patina, ein Begriff, der in den letzten Jahren immer mehr Aufmerksamkeit bekommen hat. Und das zu Recht. Statt toprestaurierter Fahrzeuge tauchen immer öfter originale Autos auf, sprich im benutzten Zustand. Bei einer Diskussion in diesem Sommer wurde gesagt: „Zustand 1 bedeutet nicht Originalzustand. Denn neue Farbe ist neu und nicht original.“

Nun schließt sich daran immer die nächste Frage – was ist denn besser? Das lässt sich pauschal nicht sagen. Die Patina-Liebhaber vertreten die These, dass nur so die Seele des Fahrzeugs erhalten bleibt. Dass man dem Auto so sein Leben ansieht, seine Geschichte, die es zu erzählen. hat. Zum Beispiel beim sogenannten Sarajewo-Auto, einem Gräf & Stift-Modell, in dem der österreichisch-ungarische Thronfolger Erzherzog Franz Ferdinand und seine Frau Herzogin Sophie ermordet wurden. Ein Auto im Originalzustand mit jenen Einschusslöchern, die letztlich den Ersten Weltkrieg auslösten.

Das sollte man also nicht restaurieren. Aber es muss ja nicht gleich Blut am Polster kleben, ob Beule vom Rennen oder Risse von der Sonne, all das hat seinen individuellen Wert. Nicht so wertvoll dürfte der Zustand eines Scheunenfundes sein. Sicher, auch das sind Lebensspuren. Doch letztlich ist es nur ein ungepflegter Zustand, weil sich niemand um das Auto gekümmert hat. Diese Art Patina kann nicht gemeint sein, oder?

Die DEKRA definiert Patina als „die an der Oberfläche eines Fahrzeugs sichtbaren Auswirkungen von Nutzung, Pflege und Alterung. Bemerkbar machen sich diese durch Abnutzung, Nachdunkeln, Vergilbung oder ein natürliches Rissbild.“ Und dabei ist es wichtig, nicht nur auf Alterung in der Scheune abzustellen, sondern zugleich auf Pflege, die dort eben nicht stattfand.

Hier hat die Charta von Turin 2013 zwar auf ein neues Bewusstsein gesetzt, aber zugleich denjenigen Tor und Tür geöffnet, die jeden zweifelhaften Zustand als „Patina“ vermarkten und damit den Wert steigern möchten. Dabei steckt „unter dem Deckmäntelchen des Patina-Hypes oft nur Schrott“, diagnostiziert ein Kfz-Sachverständiger. Deshalb ist ein sensibler Umgang mit Patina nötig – nicht nur beim Restaurieren, sondern auch bei der Bewertung.